Die Kalkung wird als nicht direkt ertragswirksame Massnahme meist vernachlässigt. Dem Boden werden jedes Jahr mehrere Hundert Kilogramm pro Hektare entzogen. Im Ackerbau sind dies zwischen 400 bis 600 kg / ha und im Futterbau 200 bis 400 kg / ha. Dies geschieht vor allem durch Auswaschung, durch den Neutralisationsbedarf im Boden und durch den Entzug von Ca durch die Kulturen. Damit die Struktur und der pH-Wert des Bodens nicht verschlechtert werden, sollten diese Verluste ausgeglichen werden. Dies kann in Form einer Kalkung mit Silikalk gemacht werden.
Ähnlich wie Thomasmehl
Silikalk ist – wie das bekannte Thomasmehl – ein Nebenprodukt der Stahlerzeugung. Er entsteht bei der Herstellung aus der Vermahlung von kalkreicher Konverterschlacke. Diese hat einen Gehalt von bis zu 50 Prozent CaO.
Der Eisenschmelze werden bei der Herstellung Kalkstaub aus Kohlensaurem Kalk und Silikate zugesetzt. Diese setzen sich unter Sauerstoffzufuhr im Konverter bei 1700 °C zu Calcium- und Magnesium- Silikophosphaten und Calciumphosphat um. Der Gehalt an Magnesium wird durch den zugesetzten Kalk beeinflusst, der Gehalt der Spurenelemente durch die Zusammensetzung des Eisenerzes.
Silikalk enthält 37 Prozent Calciumoxid, sechs Prozent Magnesiumoxid, 0,9 Prozent Phosphat und viele Spurenelemente wie Bor, Kobalt, Kupfer, Eisen, Mangan, Molybdän, Zink und Siliziumdioxid (Kieselsäure).
Feldversuche bestätigen Wirkung
Fehlt es dem Boden an Spurenelementen, führt dies zu einem Ertragsund Qualitätsrückgang der Kulturen. Langjährige Feldversuche haben laut VDLUFA bestätigt, dass mit den Spurennährstoffen in Silikalk tendenziell höhere Erträge erzielt werden können. Die Einlagerung der Kieselsäure in der Pflanze hilft dieser, die Halmund Zellwände zu stabilisieren. Pflanzen, welche gut mit Kieselsäure versorgt sind, haben eine höhere Halmfestigkeit und einen kleineren Wasserverbrauch. In Versuchen mit und ohne Pflanzenschutzmittel hat sich gezeigt, dass sich die Erhöhung der Kieselsäure im Boden positiv auf Resistenzen gegenüber Pilzbefall, insbesondere Mehltau, auswirkt.
Einsatz von Silikalk im Grünland
Ein passender pH-Wert im Grünland ist wichtig für die Zusammensetzung der Arten und für den Ertrag. Wenn der pH-Wert im Boden unter 5,5 fällt, wachsen die Leguminosen nicht mehr und die Stickstofffixierung nimmt ab. Dies führt zu einer Abnahme des Ertrages. Die meisten futterbaulich wertvollen Wiesenpflanzen wachsen am besten bei schwach saurer bis saurer Bodenreaktion (pH 5,5 bis 6,7). In diesem pH-Bereich sind die meisten Nährstoffe gut pflanzenverfügbar. Somit lässt sich mit der Optimierung des pH-Wertes im Boden auch die aus dem Grundfutter erzeugte Milchleistung erhöhen. Die im Silikalk enthaltenen Spurennährstoffe stehen den Tieren zusätzlich über den Aufwuchs zur Verfügung und sorgen dafür, dass die Tiere ausreichend versorgt sind.
Bodeneigenschaften
Das im Silikalk enthaltene Calziumoxid (CaO) bildet zwischen den Tonund Humusteilchen im Boden Brücken, so dass stabile Bodenkrümel entstehen. Besonders wichtig ist dies auf schweren Böden. Durch die Bildung der krümeligen Bodenstruktur werden die Böden tragfähiger und weniger anfällig für Verdichtungen. Dadurch wird das Wurzelwachstum der Pflanzen gefördert und der Luft-, Wasser- und Wärmehaushalt des Bodens wird verbessert. Im Frühling können gekalkte Standorte zeitiger befahren werden. Auch die biologische Wirkung von Calciumoxid sollte nicht unterschätzt werden. Die Tätigkeit der Bodenlebewesen ist auf versauerten Böden deutlich reduziert. Mit Erreichen eines optimalen pH-Wertes werden zum Beispiel Regenwürmer gefördert. Regenwürmer sind massgeblich an der Krümelbildung beteiligt, ihre Gänge sind wichtig für das Porensystem.
Durch gesetzlich vorgegebene restriktivere Auflagen in Bezug auf die Düngung von Phosphor bringt Silikalk den grossen Vorteil, dass die vorhandene Kieselsäure die Phosphorausnutzung im Boden verbessert. An Eisen gebundener Phosphor kann mit Silizium mobilisiert und den Wurzeln zugänglich gemacht werden. Denn ein hoher Gehalt von Phosphor im Boden bedeutet nicht automatisch, dass dieser auch gut pflanzenverfügbar ist.
Die Verwertung von Schlacken als Kalkdünger dient also nicht nur einem ressourcenschonenden Einsatz, sondern stellt mit ihren zahlreichen positiven Wirkungen eine Basis für eine nachhaltige Landwirtschaft.
Ausbringung und Lagerung
Die Formulierung vom Silikalk ist feucht-körnig, aus diesem Grund kann der Kalk staubfrei mit gängigen Grossflächenstreuern ausgebracht werden. Eine Lagerung am Feldrand ist problemlos möglich. Silikalk kann – sofern der Boden trägt – ganzjährig gestreut werden. Durch seine unterschiedliche Wirkgeschwindigkeit kann er auf allen Standorten eingesetzt werden. In stark versauerten Böden setzt sich der Kalk aus der Kieselsäure schnell um und in mässig versauerten Böden langsam und nachhaltig.
Die benötigte Ausbringmenge hängt vom Boden-pH-Wert und von der Bodenart (leicht / schwer) ab. Die Kalkwirkung mit 45 Prozent basischen Bestandteilen ist ähnlich wie bei normalem Feuchtkalk. 900 kg Silikalk entsprechen 400 kg CaO. Die empfohlene Aufwandmenge für die Erhaltungskalkung im Ackerbau beträgt rund 1200 kg / ha pro Jahr oder 3600 kg / ha alle drei Jahre. Im Futterbau sollten rund 700 kg / ha pro Jahr oder 2100 kg / ha alle drei Jahre eingesetzt werden.