Cercospora Blattflecken (Cercospora beticola) haben in den vergangenen Jahren zu erheblichen Ausfällen beim Ertrag und der Zuckerausbeute geführt. Nur wer alle möglichen Massnahmen in Betracht zieht, kann diese Auswirkungen vermeiden oder zumindest lindern. Neben Cercospora sind auch andere pilzliche Krankheitserreger wie Ramularia-Blattflecken (Ramularia beticola), Echter Mehltau (Erysiphe betae) und Rübenrost (Uromyces betae),auf den Zuckerrüben verbreitet. Diese Krankheiten verursachen jedoch nur geringe Schäden.
Regen und Wind bringt’s
Pilzinfektionen können im Sommer schon früh auftreten. Milde Winter, ein warmer Frühling und hohe Niederschlagsmengen in den Monaten Juni und Juli fördern den Befall. Verbliebene Zuckerrübenblätter und Rübenkörper aus dem Vorjahr bilden eine Infektionsquelle für den Befall mit Cerospora.
Kommt noch eine hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, wie unter langanhaltendem Taubelag oder Regen und Temperaturen von über 15 °C (optimal 25 bis 30 °C) werden Sporen (Konidien) gebildet. Diese werden dann durch Regen und Wind auf die Nachbarpflanzen übertragen. Der Befall beginnt meist am Feldrand auf der Seite, die ans letztjährige Rübenfeld grenzt. Zuckerrübenfelder, die bewässert werden oder in unmittelbarer Nähe eines Gewässers stehen, sind noch einmal stärker gefährdet und werden früher von Cercospora befallen.
Das Absterben der Blätter hat zur Folge, dass die Rübe den Blattapparat neu aufbauen muss.
Grauweisse Flecken und ihr wirtschaftlicher Schaden
Ab Mitte bis Ende Juni treten erste, zwei bis drei Millimeter grosse, rundlich rötliche Flecken auf den älteren Blättern der Zuckerrübe auf. Diese werden später im Zentrum grauweiss, sind mit einem rötlichen Rand umgeben und grenzen sich scharf vom gesunden Blattgewebe ab. Im Gegensatz zu Blattflecken die durch das Bakterium Pseudomonas verursacht werden, bilden sich auf dem grauweissen Zentrum dunkle Punkte (mit der Lupe sichtbar), auf denen sich die Pilzsporen befinden. Bei starkem Befall gehen die Flecken ineinander über, und die Blätter sterben ab.
Je früher die Zuckerrüben mit Cercospora befallen werden, desto höher ist der wirtschaftliche Schaden. Das Absterben der Blätter hat zur Folge, dass die Rübe den Blattapparat neu aufbauen muss. Dabei greift die Rübe auf die eingelagerten Reservestoffe zurück. Dieser Vorgang geht zu Lasten von Ertrag und Zuckergehalt.
Versuche zeigen was wirkt
Agroline Service & Bioprotect hat in den Jahren 2019 und 2020 sogenannte Exaktversuche in Kleinparzellen durchgeführt. Bei Exakterversuchen gilt die Regel, dass alle Einflüsse, die man nicht untersuchen möchte, möglichst gleich sein sollen. Von Interesse waren hier unter anderem die Wirkung auf Cercospora durch ein Abwechseln der Wirkstoffe, den Einsatz von Kupfer («Funguran Flow») und den Zeitpunkt der Gegenmassnahmen. Die Versuche wurden in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Fachstelle für den Zuckerrübenanbau ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Strategie des Wirkstoffwechsels bei jeder Behandlung eine gute Wirkung hat. Innerhalb der zwei Versuchsjahre hat zudem eine Zugabe von Kupfer zu den Fungiziden eine deutliche Verbesserung deren Wirksamkeit erbracht. Dies hat sich positiv auf den Zuckergehalt und -ertrag ausgewirkt. Dabei ist ein frühzeitiger Einsatz, sobald erste Cercospora-Flecken im Feld gesichtet werden, entscheidend für eine gute Wirkung der Fungizidstrategie. In einem Versuchsteil (Grafik, zwei Behandlungen)wurde bewusst eine erste Behandlung ausgelassen. Das Ergebnis zeigt, dass ein bereits fortgeschrittener Befall nicht mehr abgestoppt werden kann.
Vorbeugen ist wichtiger denn je
Vorbeugende Massnahmen werden bei der Bekämpfung von Cercospora immer wichtiger. Ab 2022 wird die Anzahl der Wirkstoffe in Zuckerrüben deutlich reduziert. Falls nicht neue Wirkstoffe bewilligt werden, wird die Gefahr von Resistenzen nochmals deutlich verstärkt. Der Zusatz eines Kupferproduktes ist aus Gründen der Wirksamkeit und der Resistenzbildung in Gebieten mit hohem Cercospora-Druck unabdingbar. Es werden auch 2021 weitere Versuche durch Agroline Service & Bioprotect durchgeführt. Dies ist durch den Wegfall von Wirkstoffen notwendig, um Landwirtinnen und Landwirten neue Strategien zur Bekämpfung von Cercospora aufzuzeigen.
Es kann etwas gegen Cercospora getan werden
Vorbeugende Massnahmen
Für eine erfolgreiche Bekämpfung von Cercospora in Zuckerrüben sind vorbeugende Massnahmen unerlässlich:
• Anbaupausen von mindestens drei Jahren.
• Ein sorgfältiges Einarbeiten von Rübenlaub und Rübenkörpern am Ende der Saison.
• Die Saat einer blattfleckentoleranten Sorte in Gebieten mit hohem Cercospora-Druck.
• Die Zuckerrüben vital halten und Stresssituationen möglichst verhindern.
Direkte Massnahmen
• Ab Mitte bis Ende Juni Kontrolle der Zuckerrübenfelder auf einen Befall mit Cercospora - zu späte Behandlungen verlieren an Wirkung.
• Sobald erste Cercospora-Flecken sichtbar sind (Schadschwelle 1 bis 2 schwach befallene Pflanzen je Are), ist eine erste Behandlung mit einem Azol oder einer Kombination aus Azol + Strobilurin in Mischung mit Kupfer durchzuführen. Kombinationen aus Azol + Strobilurin sind aus resistenzgründen nur in der 1. Spritzung anzuwenden.
• Der Zusatz von Kupfer verbessert die Wirkung und senkt das Risiko einer Resistenzbildung.
• Bewilligte Kupferpräparate in Zuckerrübe: Funguran Flow (Om), Cupric Flow (St) oder Cuproxat flüssig (LG).
• Folgebehandlungen im Abstand von zwei bis drei Wochen.
• Wirkstoffe müssen zwingend abgewechselt werden.
• Bei trockenem, heissem Wetter mit tiefer Luftfeuchtigkeit muss die Fungizidapplikation in den frühen Morgenstunden, mit wenig Tau erfolgen.
• Keine tropfnassen Bestände und nicht bei hohen Temperaturen spritzen.
• Wassermenge dem Laubvolumen anpassen (mind. 400 l Wasser je Hektar).