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Nutztiere

Der Weg zur homogenen Herde

Bei der Definition der Zuchtziele spielen unzählige Faktoren mit und jeder Viehhalter geht bei seiner Herde unterschiedlich vor. Die meisten Landwirte sind sich aber einig, dass die Herde homogen sein muss. Dies ist einfach gesagt, doch wie züchtet man eine homogene Herde?

Kühe

Kühe, die äusserlich aus der Reihe tanzen, fallen im Stall gut auf.

(Bild: swissherdbook)

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Aktualisiert am

Kundenbetreuer Westschweiz und Deutschschweiz, swissherdbook

Nicht zu grosse Kühe, hohe Milchinhaltsstoffe, gute Fruchtbarkeit, tiefe Zellzahlen, eine lange Nutzungsdauer, starke Fundamente und funktionelle Euter sind Zuchtziele, die man auf fast jedem Betrieb zu hören bekommt. Diese Zuchtziele sind stark abhängig von der Philosophie des Betriebes. Ist der Betrieb auf den Verkauf von Nutzvieh angewiesen? Werden viele Jungtiere zur Reproduktion benötigt? Ebenso wichtig sind die gegebenen Umstände wie die Futtergrundlage, die Fütterung, die Produktionsrichtung, der Milchpreis, die Gebäude und nicht zuletzt auch die geografische Lage. Bei der Stierenauswahl sollten diese Faktoren alle berücksichtigt werden. Es macht keinen Sinn, auf einem Betrieb, der eine Vollweidestrategie fährt, einen Stier zu empfehlen, der + 2000 kg Milch vererbt. Denn eine Kuh, die das Potenzial hat, so viel Milch zu produzieren, kann auf einem Betrieb mit dieser Strategie nicht dementsprechend gefüttert werden. Resultat daraus ist im Extremfall eine Problemkuh sowie ein unzufriedener Betriebsleiter. Die Vielfalt an guten Stieren hat sich extrem vergrössert, nicht zuletzt dank der genomischen Selektion. Diese grosse Auswahl macht es aber für den Betriebsleiter schwieriger, den richtigen Stier für die Herde zu finden, was das Ziel einer homogenen, ausgeglichenen Herde nicht vereinfacht.

Erkennen von Homogenität

Ob eine Herde homogen ist oder nicht, äussert sich in erster Linie mit dem Auge. Läuft man durch eine weise die sehr grossen Tiere oder Kühe sofort auf. Dies sind beispiels-Herde, fallen einem die extremeren solche mit einem ansteigenden Becken. Beim Melken fallen einem die Kühe auf, die entweder zu schnell oder zu langsam zu melken sind und diejenigen, die Probleme machen mit Mastitis oder erhöhten Zellzahlen. Auffällig sind auch solche, die mehrmals besamt werden müssen. Auch beim Nachgeburtsverhalten fallen gewisse Tiere auf. Über eine Kuh, die selber abkalbt und nach einem Tag wieder in der Herde funktioniert, wird weniger gesprochen als über eine, die zwei Tage nicht aufstand oder sich die Nachgeburt nicht selber gelöst hat. Bei der Klauenpflege verhält es sich ebenso.

Oft fallen einem die Kühe auf, die mehr als zweimal pro Jahr im Klauenstand sind. Diejenigen, die den Klauenstand nur von der obligaten Klauenpflege kennen, sind oft kein Thema. Bei all diesen Beispielen spielt selbstverständlich auch das Management eine grosse Rolle. Aus genetischer Sicht können daraus aber durchaus Erkenntnisse gezogen werden. Der Schlüssel zu einer homogenen Herde geht daher über eine ausgeglichene, homogene Kuh, die unauffällig ist und reibungslos «funktioniert».

Selektion der Zuchttiere

Sehr wichtig ist die Auswahl der geeigneten Zuchttiere. Züchtet man mit denjenigen Kühen, die mit den gegebenen Umständen das Maximum herausholen, hat man bereits einen richtigen Schritt getan. Die Aufzeichnungspflicht, die zwar für viele Landwirte mehr Schikane als Nutzen darstellt, kann bei der Selektion der Zuchttiere helfen. So können sogenannte Problemkühe relativ schnell von der Zucht ausgeschlossen werden. Ein weiteres gutes Hilfsmittel sind die Informatikprogramme der Zuchtverbände, wodurch man alle Tiere der Herde miteinander vergleichen und nach den gewünschten Kriterien sortieren kann, damit sich die besten Kühe herauskristallisieren.

Selektion der Stiere

Ein äusserst wichtiger Punkt ist es, den richtigen Stier zu finden. Die Erfahrung zeigt, dass es weitaus bedeutender ist, den geeigneten Stier für die Herde zu nutzen, der die Kriterien erfüllt, welche für die gesamte Herde passen. Die individuelle Anpaarung ist zweitrangig. Die ganz grossen Betriebe in Nordamerika beispielsweise, machen dies seit Jahrzehnten so. Bei 2000 Kühen oder mehr, ist es schwierig, eine individuelle Anpaarung vorzunehmen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass für eine Besamungsperiode pro zehn Kühe etwa zwei bis drei Stiere genutzt werden sollten. Das heisst, pro Stier ungefähr fünf erfolgreiche Besamungen. Um die grosse Auswahl an Stieren einzuschränken, hilft es, wenn man mit den Kriterien sehr streng ist. Wichtig ist, dass man sich entscheidet, welche drei bis vier Merkmale man in seiner Herde als Gesamtes verbessern möchte und anhand dieser Kriterien die Stiere selektioniert. Wenn man beispielsweise die Becken, die Milchleistung sowie die Fundamente der Herde verbessern will, sollte man unbedingt die Stiere brauchen, die für diese Merkmale zu den Besten gehören. Wenn man genomische Jungstiere einsetzt, welche eine etwas tiefere Sicherheit aufweisen, ist es umso wichtiger, für das gewünschte Merkmal die absolut besten Stiere zu gebrauchen.

Bei der tieferen Sicherheit ist es gut möglich, dass der beste genomische Stier in Wirklichkeit der drittbeste ist, während der viertbeste eigentlich der Beste wäre. Dass der Stier auf Rang 30 in Wahrheit der beste Stier ist, ist hingegen unwahrscheinlich. Deswegen gilt es, bei genomischen Jungstieren das Risiko zu verteilen. Das heisst, lieber viele Stiere je nur zwei bis drei Mal einzusetzen, als einen Stier zehnmal.

Will man als Züchter das Leistungsniveau der Herde halten und genomische Jungstiere nutzen, sollten diese mindestens +1000 kg Milch aufweisen. Denn durch die etwas tiefere Sicherheit von ungefähr 60 Prozent, verglichen mit einem nachzuchtgeprüften Stier mit bei spielsweise 90 Prozent Sicherheit, kann die Milchleistung der Töchter vermehrt nach unten oder oben ausschlagen.

Die genomischen Zuchtwerte haben sich aber in der Praxis sehr gut bestätigt und sind heute ein wichtiges Hilfsmittel der Selektion.

Zuchtfortschritt

Wie immer in der Viehzucht gibt «1 + 1» bekanntlich nicht immer zwei. Werden aber die richtigen Kühe für die Zucht ausgewählt und werden diese mit den Stieren angepaart, die sich am besten für die gesamte Herde eignen, kann ein optimaler Zuchtfortschritt erreicht werden. Dadurch kommt man dem Ziel einer homogene Herde einen Schritt näher. 

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