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Nutztiere

Plötzlich Leben im Silo

In Mischfuttersilos bilden sich im Laufe der Zeit Rückstände. Durch Feuchtigkeit und Wärme verderben diese und mindern die Futterqualität. Nur wer regelmässig kontrolliert und reinigt, verhindert Schlimmeres.

So schmeckt das Futter nicht mehr – beim genauen Betrachten sind verpuppte Fliegenlarven zu sehen.

So schmeckt das Futter nicht mehr – beim genauen Betrachten sind verpuppte Fliegenlarven zu sehen.

(UFA AG)

Publiziert am

Aktualisiert am

Leiter Qualitätsmanagement und Sicherheit, UFA AG

UFA-Beratungsdienst

Schleichend gehen die Leistungen der Tiere zurück, die Tiergesundheit verschlechtert sich – so oder ähnlich kann es kommen, wenn die Fütterungshygiene nicht mehr stimmt. Das Innenleben des Futtersilos steht oft nicht sofort im Fokus der Lösungssuche, doch genau hier sollte begonnen werden. Ablagerungen im Silo und den Förderelementen sind der ideale Nährboden für Hefen, Schimmelpilze, Bakterien und Schädlinge. Bei Trockenfütterung könnte man meinen, dass die Gefahr von Ablagerungen und Verunreinigungen geringer sei, doch besonders Aussensilos sind gefährdet, da sie Witterung und Temperaturschwankungen ausgesetzt sind und dadurch Kondenswasser entstehen kann.

Ablagerungen – des Übels Wurzel

Dass Futterablagerungen im Silo entstehen, ist nicht zu verhindern. Jedoch können verschiedene Faktoren die Menge der Futterreste deutlich beeinflussen. Feuchtigkeit fungiert als wichtiger Treiber für Ablagerungen im Silo. Die Nässe kommt in der Regel nicht vom Futter, sondern aus der Luft oder durch undichte Stellen im Silo. Die Futterpartikel verkleben und Hefen, Schimmelpilze, Bakterien, Käfer, Motten und Milben finden die ideale Lebensgrundlage darin – sie alle benötigen Feuchtigkeit, Nahrung und Wärme. Besonders in der Übergangszeit, wenn die Tage warm, aber die Nächte kühl sind, nimmt das Risiko deutlich zu. Die Luft im freien Siloraum kann sich an heissen Sommertagen auf über 50 °C erwärmen. Dabei nimmt sie Feuchtigkeit aus der Umgebung auf und bindet diese. In der Nacht wiederum kühlt die Luft schnell ab und verliert Wasser. Dieses schlägt sich auf der Futteroberfläche oder an der freien Silowand nieder.

Diese Mengen (1 – 2 Liter) an Feuchtigkeit reichen aus, um gemeinsam mit Futterresten einen idealen Nährboden für Pilzsporen zu bilden. Beginnt das Pilzwachstum, ist es nur schwer aufzuhalten. Aus dem Futter nehmen die Pilze die nötige Energie für ihr Wachstum und produzieren dabei Wärme, CO2, Giftstoffe und Feuchtigkeit. Im Laufe des Sommers nimmt der Druck stetig zu und die «Pilzlawine» rollt los; das Futter verdirbt. Durch verkürzte Lagerzeiten wird das Risiko reduziert.

Verdorbenes Futter beim Tier

Diese festen, verkeimten Futterablagerungen können sich im Laufe der Zeit ablösen und in den Fütterungskreislauf gelangen. Nehmen die Tiere verdorbene Futterreste auf, können Fruchtbarkeits-, Verdauungs- und Klauenprobleme auftreten. Dass der Nährwert des verdorbenen Futters gering ist, versteht sich von selbst; tiefere Zunahmen und eine schlechtere Futterverwertung sind vorprogrammiert. Solange Futterablagerungen im Silo vorhanden sind, wird neu eingefülltes Futter immer wieder kontaminiert und das Problem nicht gelöst.

Kreislauf durchbrechen

All diese negativen Folgen könnten jedoch verhindert werden, wenn Futtersilo, Entnahmetrichter und Austragskasten regelmässig kontrolliert und gereinigt werden. Vor jeder Neubefüllung sollte der Silo deshalb inspiziert und «besenrein» geputzt werden. Sobald sich feste Ablagerungen gebildet haben, ist es Zeit für eine Nassreinigung. Auch Fettreste und Pilzsporen lassen sich mit einer Trockenreinigung nicht entfernen und benötigen ein passendes Reinigungsmittel. Je nach Schädlingsvorkommen ist nach der Nassreinigung eine Desinfektion nötig, um nachhaltige Resultate zu erzielen. Was beim Reinigen selbstverständlich dazu gehört, sind die Förderelemente (siehe «Larven und verschimmeltes Futter»). Bevor frisches Futter nachgefüllt wird, muss der Silo vollständig austrocknen können. Ansonsten sind Ablagerungen vorprogrammiert, der Zyklus beginnt sofort wieder und die ganze Arbeit war umsonst.

Reinigen im Lohn

Spezialisierte Unternehmen reinigen die Silos professionell und mit moderner Technik im Lohn. Je nach System der Reinigungsfirma sind keine Reinigungsluken nötig, sondern die Öffnungen des Auslauftrichters und die Einfüllöffnung des Futters reichen als Zugang.

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Bei Bedarf richtig reinigen – das lohnt sich!

(Matthias Roggli)

Es beginnt beim Kauf

Bereits beim Kauf des Silos sollten verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Erstens muss der Silo absolut dicht sein. Scheint einleuchtend, jedoch ist gerade bei Occasion-Käufen Vorsicht geboten. Kleinste Risse sind von Auge nicht immer sichtbar. Serviceklappen und Verschraubungen von Leitern, Tragrahmen und Befüllleitungen sind zwar abgedichtet, jedoch leiden die Dichtungen unter Temperaturschwankungen und der Sonnenstrahlung. Durch die Vibrationen beim Befüllen, können Schrauben gelockert werden und Regenwasser findet den Weg in den Silo; eine regelmässige Kontrolle ist angezeigt. Ein Deckel/eine Serviceöffnung zur Kontrolle muss vorhanden sein, ebenso eine spezifische Entlüftungsvorrichtung (an der höchsten Stelle), damit warme, feuchte Luft entweichen kann. Da warme Luft nicht sinkt, ist das herkömmliche, nach unten führende Entlüftungsrohr an sich nicht für die Abfuhr von warmer Luft geeignet!

Die Innenfläche des Silos sollte möglichst glatt sein, der Silo besteht im Idealfall aus einem Guss und hat keine Schrauben, die in den Innenraum ragen. Damit können Futterablagerungen deutlich reduziert werden. Bei Aussensilos sind Farbe und Material ein wichtiger Faktor, um Temperaturschwankungen zu reduzieren: Helle Farben reflektieren das Sonnenlicht und erwärmen sich weniger. Selbiges gilt für Kunststoffsilos im Vergleich zu Blechsilos: Kunststoff ist ein schlechter Leiter, Metall erwärmt sich hingegen rasch.

Der Standort der Aussensilos sollte gut durchdacht sein. Er sollte schattig und nach Möglichkeit an der Nordseite des Gebäudes liegen. Dadurch sind die Temperaturschwankungen geringer und die Kondenswasserbildung wird vermindert.

Die Grösse des Silos muss den geplanten Bestellmengen angepasst sein. An freien Wandflächen sammelt sich schnell Staub an. Wird das Silo vollständig gefüllt, reinigt das herabrutschende Futter die Silowände. Eine Absprache mit dem Fütterungsberater lohnt sich auf alle Fälle.

Schonender Ablad

Entmischung ist im Trockenfuttersilo ein grosses Problem. Einerseits spielen dabei die Futterstruktur und andererseits der Silobau/die Verfahrenstechnik eine wichtige Rolle.

Wird bei der Befüllung das Futter mit der gesamten Förderluft eingeblasen, begünstigt dies die Entmischung wesentlich, da sich die gröberen Futterpartikel schneller absetzen. Die Feinteile werden aufgewirbelt und schlagen sich entlang der Wände und letztenendlich auf dem Futter nieder. Dies ist für das Auslaufverhalten und die Fütterung nicht dienlich.

Je näher der LKW zum Ablad an den Silo heranfahren kann, desto schonender ist der Ablad, da die mechanische Belastung auf die Futterstruktur vermindert wird. Weiter sollte das Einblasrohr keine 90 °-Winkel aufweisen, sauber, ohne hervorstehende Kanten verschweisst sein und so konzipiert, dass das Futter gleichmässig im Silo verteilt und nicht an eine Silowand geblasen wird. Entmischtes Futter rutscht schlechter nach und es können sich Brücken bilden.

Der Durchmesser des Einblasrohrs spielt ebenso eine entscheidende Rolle und sollte mindestens dem der handelsüblichen Einblasschläuche entsprechen. Ansonsten kann es durch eine Verengung auch hier zur mechanischen Belastung der Futterstruktur kommen.

Zyklon hilft

Eine Möglichkeit dies zu vermindern/verhindern, ist die Trennung von Luft und Fördergut mittels eines Zyklons. Ein weiterer positiv wirkender, verfahrenstechnischer Aspekt bezieht sich auf die Entnahmetechnik. Ausläufe von Entnahmeorganen sollten so ausgelegt sein, dass einerseits eine Entlastung auf dem Austragsorgan resultiert und anderseits entlang der gesamten Austragsöffnung gleichmässig Lagergut in Förderrichtung entnommen wird.

Staubsack weg

Direkt nach dem Befüllen muss der Staubsack geleert und entfernt werden. Staubsäcke sind ein idealer Rückzugs- und Vermehrungsort für Schädlinge. Sie müssen immer geleert und trocken gelagert werden. Der Staubsack ist periodisch zu ersetzen oder waschen, da sich die «Poren» füllen und die Luft nur noch vermindert entweichen kann. 

Larven und verschimmeltes Futter

Ein unschönes Bild zeigte sich auf einem Schweinezuchtbetrieb: Die Absetzferkel hatten vermehrt Probleme mit Durchfall und zeigten eher schwache Zunahmen. Nach einigen Gesprächen mit dem UFA-Schweinespezialist fiel der Verdacht auf die Silo-/Fütterungsanlage. Bei der Kontrolle der Anlage zeigte sich rasch die Wurzel des Übels: Futterreste und Kondenswasser hatten sich in der Umlenkrolle der Förderkette abgelagert und einen festen Belag verursacht. Durch die Feuchtigkeit des Kondenswassers konnten sich schädliche Mikroorganismen und gar Insektenlarven ausbreiten und das Futter verunreinigen. Nach einer gründlichen Reinigung und Desinfektion des Silos und der Förderanlage verbesserten sich die Leistung und die Gesundheit der Ferkel rasch. Dieser Fall zeigte auf, dass es entscheidend ist, Silos und die dazugehörigen Förderanlagen regelmässig zu kontrollieren und zu reinigen.

Agrar-Quiz: Traktor und Traktorwartung

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